Meinen Chef managen IV/V

Geschrieben von:Marcus Schmidt auf . Veröffentlicht in 1. Selbstführung

Umgang mit Killerphrasen und Kritik richtig anbringen

Im vierten Teil der Serie „Wie Sie Ihren Chef managen“ geht es um typische Totschlagargumente wie „Das war schon immer so“. Wie kann es Ihnen einerseits gelingen, trotz solcher Phrasen Ihren Standpunkt argumentativ zu behaupten, und wie vermeiden Sie es, selbst in die gleiche Falle zu tappen?

Das Thema Kritik am Vorgesetzten ist für viele Mitarbeiter äußerst sensibel. Häufig ist diese Sensibilität auch angebracht, allerdings sollte das nicht dazu führen, Ihrem Vorgesetzten kein Feedback zukommen zu lassen.

Hier erfahren Sie, wie Sie Kritik üben können, ohne auf komplette Ablehnung zu stoßen.

 

Das war schon immer so

Sie sind neu in der Abteilung und zum wiederholten Male erhalten Sie auf eine gute Idee den in der Überschrift genannten Standardspruch oder etwas Ähnliches als Antwort. Was tun?

Verständlicherweise wird man mehr und mehr verärgert, je häufiger man sich solche Sprüche anhören muss. Allerdings haben Sie vielleicht auch schon die Erfahrung gemacht, dass es weder hilft, jetzt den Kopf in den Sand zu stecken, noch Ihrem Chef vorzuwerfen: „Das kann doch nicht wahr sein …“

Im ersten Fall werden Sie Ihren Ärger und Ihre Frustration nur weiter steigern und im letzteren Fall wird sich Ihr Verhältnis zu Ihrem Chef sicher nicht verbessern.

Hier können Sie unterschiedlich argumentieren:

  • Weisen Sie darauf hin, dass die von Ihnen vorgeschlagene Vorgehensweise nicht nur in Ihrem alten Unternehmen/Ihrer alten Abteilung, sondern auch bei anderen Unternehmen/Abteilungen funktioniert.
     
  • Fragen Sie Ihren Chef: „Was muss denn geschehen, um das, was bisher immer gemacht wurde, zukünftig weiter verbessern zu können?“
     
  • … oder: „Warum sind Sie so sicher, dass wir durch eine Veränderung nicht zu einer Verbesserung kommen können?“

In der umgekehrten Situation, wenn also Ihr vielleicht neuer Vorgesetzter Dinge verändern möchte, die aus Ihrer Sicht keinen Sinn machen, sollten Sie ähnliche pauschale Phrasen wie: „Das hat noch nie funktioniert“ und „Das geht bei uns nicht“ nach Möglichkeit vermeiden.

Die Wahrscheinlichkeit, die vielleicht wirklich unsinnige Veränderung zu vermeiden, könnten Sie damit reduzieren, weil sich Ihr Vorgesetzter nun herausgefordert fühlt, sich einfach nur durchzusetzen. Deshalb ist es sinnvoller, auf der Sachebene zu argumentieren und es vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt nochmals anzusprechen, als pauschal dagegen zu argumentieren.

 

Das muss wirklich einmal gesagt werden

Sie haben etwas, wo Sie denken, das geht gar nicht. Ihr Chef hat sich Ihnen gegenüber unmöglich benommen. Dann sollten Sie es ihm auch sagen.

Erstens verhindern Sie so eine Wiederholung und zweitens erhöhen Sie so Ihre Zufriedenheit und Ausgeglichenheit, statt den Ärger „herunterzuschlucken“.

In der Wahl der Art und Weise, wie Sie einen kritischen Punkt ansprechen, sollten Sie aber vorsichtig sein! Viele Vorgesetzte sind sehr von sich überzeugt oder neigen sogar zu narzisstischen Tendenzen. Dies ist vor allem in den Führungsetagen ausgeprägt. Dass jemand, der ständig an sich zweifelt, Führungskraft wird, ist eher unwahrscheinlich.

Doch gerade deshalb ist es ratsam, auf der Hut zu sein. Denn ausgeprägtes Selbstbewusstsein bis hin zum Narzissmus führt häufig dazu, dass die betroffenen Personen ausgesprochen unsensibel auf Kritik reagieren. Das kann soweit gehen, dass sie jegliche Kritik schnell als persönlichen Angriff einordnen und entsprechend reagieren.

Deshalb sollten Sie bei der Formulierung Ihrer Aussage folgende Punkte beachten:

  • Sprechen Sie nach Möglichkeit in der „Ich“-Form. Damit vermeiden Sie unnötige Generalisierungen z.B. in Bezug auf andere Abteilungsmitarbeiter, selbst wenn diese ebenfalls Ihrer Meinung sind.
     
  • Gehen Sie auf eine konkrete Situation ein, statt mit Begriffen wie „immer“, „dauernd“ oder ähnlichen Verallgemeinerungen zu argumentieren.
     
  • Schildern Sie, was das Verhalten Ihres Vorgesetzten bei Ihnen ausgelöst hat und was Sie sich stattdessen wünschen würden.

Konkret könnte das verkürzt z.B. so aussehen: „Herr Müller, ich würde gern noch einmal über die gestrige Sitzung mit Ihnen sprechen. Bei meiner Präsentation sind Sie mir zu Anfang mehrmals ins Wort gefallen. Dadurch haben Sie mich sehr verunsichert und verärgert, da ich sehr viel Arbeit in die Vorbereitung gesteckt hatte und ich den Eindruck bekam, die Kollegen würden mich für unfähig halten. Vielleicht könnten wir uns zukünftig vorher abstimmen, oder Sie könnten Ihre Anmerkungen im Anschluss an die Präsentation machen?“

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