Meinen Chef managen
Wie Sie Ihren Chef führen, statt von Ihrem Chef geführt zu werden
In unserem Artikel zur Leistungsbereitschaft sind wir bereits einmal auf die Stärken und Schwächen von Vorgesetzten eingegangen.
Dabei ging es um die Frage, welche Faktoren wichtig für eine berufliche Beförderung sind und wie die gleichen Kriterien die erreichte Entwicklung gefährden können.
Jetzt möchte ich den Schwerpunkt auf die Frage legen: Wie können Sie Ihren Vorgesetzten in Ihrem Sinne führen?
Indem Sie Ihren Vorgesetzten mit Ihren Empfehlungen zur weiteren Vorgehensweise z.B. in einem Projekt oder bei einer Aufgabe überzeugen, werden Sie mehr und mehr „Ihr eigener Herr“ und erzeugen darüber hinaus einen positiven Eindruck bei Ihrem Vorgesetzten.
Viele Menschen, die zum ersten Mal hören, dass sie ihren Vorgesetzten führen können oder sogar sollten, sind darüber sehr überrascht.
Ähnlich ging es mir, als ich nach dem Studium meine erste Stelle antrat. Uns wurde von unseren Vorgesetzten relativ schnell beigebracht, dass wir sie führen sollten. Das war damals für mich sehr überraschend: nach zwei, drei Jahren aus dem Studium sollte ich meinen Vorgesetzten führen, der doch wesentlich mehr Erfahrung und Wissen hatte als ich?
Noch mehr sind Sie vielleicht überrascht zu hören, dass die meisten Vorgesetzten es sehr begrüßen, wenn Sie sie führen. Sicher fragen Sie sich, wie das der Fall sein kann?
Ganz einfach, Ihr Vorgesetzter hat Sie gebeten, eine Aufgabe zu übernehmen und entsprechend werden Sie sich mit der Bearbeitung mehr und mehr in die Details einarbeiten und die Gesamtsituation letztendlich besser überblicken als er selbst.
Wenn Sie Ihrem Vorgesetzten auf dieser Basis empfehlen, was Ihrer Meinung nach nun zu tun ist, unterstützen Sie ihn damit und lassen ihm doch die Möglichkeit, seiner Verantwortung gerecht zu werden.
Zu dieser Thematik gibt es natürlich eine ganze Reihe von Situtionen und Möglichkeiten. Mit einer Serie von fünf Artikeln werde ich Ihnen einen umfassenden Überblick geben und mit den folgenden drei Themen starten:
Sympathie überzeugt
Was für die meisten Menschen gilt, zählt auch für Ihren Chef! Natürlich sind sachliche Argumente und Fakten insbesondere im Berufsleben unerlässlich. Allerdings wird häufig unterschätzt, welche Bedeutung persönliche Sympathie in der Entscheidungsfindung hat.
Dabei liegt mir nichts ferner als ein überzogenes Einschmeicheln nach dem Motto „Der Chef hat immer recht“. Manchmal kommt so etwas in der Tat nur von neidischen Kollegen. Aber auch Vorgesetzte merken schnell den Unterschied zwischen Jemandem, der nur so tut als ob, und einem mit ehrlichem Interesse.
Nein, mir geht es um ehrliches und empathisches Interesse, denn auch Ihr Vorgesetzter ist ein Mensch mit Stärken und Schwächen, mit Sorgen und Nöten. Was also ist falsch daran, darauf einzugehen und zu schauen, wie Sie ihn dabei aus Ihrer Mitarbeiterrolle heraus unterstützen können oder einfach einmal zuhören, wie Sie es bei Ihrem Kollegen schließlich auch machen?
Zeigen Sie Ihrem Chef, dass Sie mehr sind als ein Mitarbeiter, sondern ein Partner mit dem er auf Augenhöhe sprechen und berufliche Probleme lösen kann.
Holen Sie sich Feedback
In vielen, insbesondere größeren Unternehmen gibt es einen standardisierten Feedback-Prozess, häufig in Form eines jährlichen Mitarbeitergesprächs.
Jeder, der schon einmal etwas zum Thema Feedback gehört hat, weiß: Eine Grundvoraussetzung für effektives Feedback ist, dieses zeitnah zu erhalten. Sonst ist die Wirkung gering, da sowohl für Feedbackgeber als auch für Feedbacknehmer die Situation zu weit weg ist. Mit Nachlauf von mehreren Monaten gemachte, allgemeine Aussagen ohne konkreten Situationsbezug sind ebenfalls nicht hilfreich, da häufig missverständlich und nicht nachvollziehbar.
Also fragen Sie Ihren Vorgesetzten regelmäßig nach Feedback, denn wie bei vielem im Leben gehören auch hier zwei dazu und warum sollten Sie nicht die Initiative ergreifen?
Ihr Chef tut sich schwer, Ihnen konkrete Rückmeldungen zu geben? Das ist nicht ungewöhnlich. Die meisten Menschen fühlen sich unwohl dabei, andere zu kritisieren. Auch kann es eine Zeichen sein, wie sehr Ihr Chef Sie schätzt: er will Sie nicht mit negativem Feedback verärgern.
Andererseits können Sie sich nur weiterentwickeln, wenn Sie Feedback erhalten. Hier können Sie Ihrem Chef helfen, indem Sie ihn bitten, Ihre konkrete Leistung auf einer Skala von 1 (schlecht) bis 10 (perfekt) zu bewerten. Im nächsten Schritt fragen Sie ihn dann, was Sie tun müssten, um eine 10 zu erreichen. Damit machen Sie es Ihrem Chef einfacher, Sie zu bewerten, und Sie zeigen, dass Sie sich weiterentwickeln wollen.
Entscheidungsmanagement
Sie haben von Ihrem Chef eine Aufgabe bekommen und haben die perfekte Lösung. Andererseits wissen Sie aber, dass Ihr Chef doch anders entscheiden könnte?
Sie brauchen eine Entscheidung Ihres Chefs hinsichtlich Ihres Urlaubs, befürchten aber, dass er in der von Ihnen gewünschten Zeit abblockt?
In solchen Situationen kann es hilfreich sein, Ihrem Chef die Entscheidung zu überlassen …
Oder ihm zumindest den Eindruck zu geben, dass er die volle Entscheidungsfreiheit hat.
Wie Ihnen dies gelingt? Nun, jeder Vorgesetzte freut sich, wenn Sie ihm nicht einfach sagen, was er tun soll. Stattdessen gehen Sie auf ihn zu und erklären ihm, dass es sich wirklich um eine schwierige Entscheidung handelt und Sie nicht sicher sind, was zu tun ist (was ja im Grunde auch stimmt … nicht auszudenken, wenn er anders entscheidet …!).
Dann erklären Sie ihm, dass Sie sich deshalb Gedanken zu mehreren Optionen gemacht haben und stellen ihm diese Optionen vor. Selbstverständlich werden dabei die Argumente, welche Ihren Chef am meisten überzeugen, quasi „zufällig“ die Argumente sein, welche Ihrer favorisierten Lösung entsprechen, ohne, dass Sie es übertreiben.
Ganz im Ernst, in den seltensten Fällen gibt es im Geschäftsleben die „richtige“ oder die „falsche“ Lösung, also verkaufen Sie Ihre Lösung und erlauben Sie es Ihrem Chef, die Entscheidung zu treffen
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